Athletischer Körper vs. Showmuskeln

Ein Blick in jedes Fitnessstudio zeigt klar, worum es den meisten Mitgliedern geht: Männer wollen sich Brust und Bizeps aufpumpen und die Frauen einen knackigen Po und schlanke, feste Beine bekommen.

Beide Geschlechter trainieren ihre Muskeln meist isoliert an Geräten und nach Bodybuildingmethoden. Natürlich ist es möglich, dadurch einen Körper zu bekommen, der dem aktuellen Schönheitsideal entspricht (sofern die Ernährung mit berücksichtigt wird).

Ich habe nichts gegen den Wunsch oder die Motivation, für einen ästhetischen Körper zu trainieren. Im Gegenteil, dies bildet den Schwerpunkt der Arbeit mit meinen Klienten. Aber ob der Körper durch das oben beschriebene Training auch so funktioniert, wie er es bei dem Aussehen eigentlich können sollte, das ist eine ganz andere Frage. In den meisten Fällen lässt sich dies verneinen. Natürlich ist das auch einigen Sportlern nicht wichtig, solange die Optik stimmt (jeder Jeck is` anders, wie die Kölner sagen).

Untersuchungen zeigen, dass der durchschnittliche Mensch, der sich im Fitnessstudio anmeldet, in sämtlichen körperlichen Bereichen mit schlechteren Voraussetzungen erscheint als noch vor 10 Jahren.

Er/sie…

…bewegt sich noch weniger im Alltag,

…ernährt sich noch schlechter,

…hat durchschnittlich 50 % mehr Körperfett und weniger Muskelmasse,

…hat noch weniger Kraft und Ausdauer,

…hat noch mehr Schwierigkeiten, grundlegende Bewegungsmuster auszuführen

…und noch mehr körperliche Beschwerden und Einschränkungen.

 

Dieser katastrophale Zustand wird immer schlimmer, weil durch die ganztägige Sitzerei und Bewegungsarmut das Bewusstsein für den Körperteil unterhalb des Halses zunehmend verloren geht.

Wenn ich meine männlichen Klienten frage, wie sie gerne aussehen möchten, dann sagen fast alle „mehr Muskeln und weniger Fett“. Dann zeige ich gerne dieses oder ein ähnliches Foto (Ronnie Coleman):

 

Die meisten rudern in ihrer Aussage dann doch wieder zurück und meinen als Idealbild eher den athletischen Körper eines Leistungssportlers, der nicht im Bodybuilding aktiv ist, z. B. dieser (Roy Jones Jr.):

 

Wer wie ein Athlet aussehen möchte, sollte auch so trainieren.

Umfragen haben ergeben, das viele Menschen sich zwar das Aussehen eines Athleten wünschen, jedoch völlig anders dafür trainieren. Vor dem Hintergrund der Untersuchungsergebnisse, die aufzeigen, dass 95-97 % (!) der Mitglieder in Fitnessstudios ihre Ziele nicht erreichen, könnte u. a. die dort gängige Trainingsmethodik eine Rolle spielen.

Da sich viele neben ihren ästhetischen Trainingszielen auch eine Verbesserung der Gesundheit und der allgemeinen körperlichen Leistungsfähigkeit wünschen, muss klar gesagt werden, dass das „Training für Showmuskeln“, also das reine Muskelaufbautraining an Geräten oder freien Gewichten dafür weniger geeignet ist.

Auch der Werbesatz „Ein starker Rücken kennt keinen Schmerz“ wurde längst von der Wissenschaft korrigiert. Sonst würden z. B. auch sehr muskulöse bzw. kräftige Menschen (wie Leistungssportler) keine Bandscheibenvorfälle bekommen, was aber immer wieder vorkommt.

Dicke Muskeln und/oder ein geringer Körperfettanteil sind zwar nett anzuschauen, aber nutzlos, wenn der Körper nicht richtig als funktionelle Einheit agieren kann.

Es gibt z. B. unzählige Männer, die teilweise sehr beachtliche Gewichte beim Bankdrücken stemmen können, aber beim Überkopfdrücken versagen oder nicht einmal 10-20 technisch saubere Liegestütze schaffen.

Nicht wenige Besitzer eines Waschbrettbauchs schaffen zwar unzählige Crunches, können aber bei diversen Bewegungen und Übungen ihre Lendenwirbelsäule nicht ausreichend stabilisieren, weil die dafür nötige Bauch-/Rumpfspannung nicht aufgebracht werden kann. Für neue Leser dieses Blogs sei erwähnt, dass man durch Crunches kein Sixpack bekommt, sondern durch die Ernährung. Aus diesem Grunde können Crunches in den meisten Fällen als reine Zeitverschwendung gewertet werden.

Grundlegende Bewegungsmuster wie Laufen, Springen, Hüpfen, Krabbeln, Klettern, Drücken, Ziehen, Körperdrehungen, Kniebeugen, Ausfallschritte und Kreuzheben werden von zunehmend weniger Menschen beherrscht. Was nützt es uns, wenn wir mit Gewichten oder an Geräten trainieren, obwohl wir nicht einmal unseren eigenen Körper allein unter Kontrolle haben?

Meine Empfehlung lautet daher: Lernen Sie zunächst sich gut zu bewegen, korrigieren Sie fehlerhafte Bewegungsabläufe (ein erfahrener Trainer wird Ihnen dabei helfen), werden Sie beweglicher und stabiler, wo es nötig ist, eignen Sie sich wieder die oben genannten grundlegenden Bewegungsmuster an und lernen Sie die Möglichkeiten Ihres Körpers zunächst ausgiebig durch Bodyweight Exercises kennen (evtl. können Ihnen die Bücher „Fitness mit dem eigenen Körpergewicht“, die gekürzte und gebundene Version „Training mit dem eigenen Körpergewicht“ oder das DVD-Set „bodyweight  exercises encyclopedia“ dabei helfen).

Wenn Sie diesen grundlegenden Schritt noch nicht gegangen sind, werden Sie über die Ergebnisse erstaunt sein. Und kostenlos ist es obendrein. Ich beende gerade ein Online-Coaching-Projekt, bei dem die Probanden praktisch ausschließlich nur mit dem eigenen Körpergewicht trainiert haben.

In den 16 Wochen haben dabei einige 10-13 kg verloren und ihre körperliche Fitness gewaltig verbessert – zu Hause und ohne Fitnesstudio.

Sobald Ihnen die grundlegenden Bewegungen vertraut sind und gut durchgeführt werden können, wäre es möglich, weitere Trainingsreize durch Slingtrainer, Freihanteln, Kettlebells, Sandbags oder andere Trainingsmittel zu setzen. Nötig ist es nicht unbedingt, macht aber jede Menge Spaß und bringt neue Abwechslung ins Training.

Einer der bekanntesten Allroundathleten – bezogen auf Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit, Beweglichkeit und Koordination – war Bruce Lee. Brust und Bizeps  waren bei ihm nicht imposant, höchstens sein niedriger Körperfettanteil. Aber die Kraft, die dieser Körper pro Kilogramm Körpergewicht erzeugen konnte, war wirklich unglaublich.

Er hat intensiv nur mit dem eigenen Körpergewicht trainiert und zusätzlich viel mit verschiedensten Trainingsmitteln experimentiert.

Demnächst werde ich ein paar gute Alternativen zu einigen der gängisten Fitnessstudioübungen vorstellen. Sie machen meistens nicht nur mehr Spaß, sondern trainieren zusätzlich das funktionelle Zusammenspiel der verschiedenen Muskeln im Körper und somit neben der Optik auch die Athletik. Natürlich lassen sich die Übungsalternativen auch im Fitnessstudio durchführen. Wenn Sie diese Übungen noch nicht probiert haben, werden Sie schnell von der Effektivität überzeugt sein.

 

Wenn Sie im Raum Köln wohnen und unter Anleitung einen Körper bekommen möchten, der noch fitter und athletischer ist als er aussieht, dann schauen Sie doch mal für eine kostenlose Probewoche in der Primal Fitness Box vorbei:.

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