Kettlebells aus Insider-Sicht: „Fitness“ und „Girya Sport“

Kettlebells sind ohne Zweifel eine segensreiche Wiederentdeckung für die Fitness- und Sportwelt.

Obwohl sie ursprünglich noch ganz anders benutzt wurden, haben sie sich als effektives Mittel zur Verbesserung der Gesundheit und der körperlichen Leistungsfähigkeit entwickelt.

Die Möglichkeiten, damit gelenkschonend auch für Übergewichtige und Untrainierte ein sicheres und höchsteffektives Ausdauertraining durchführen zu können sind enorm.

Die moderne Form der Kugelhanteln erlauben bei vielen Übungen eine deutlich komfortablere Ausführung im Vergleich zu Kurzhanteln oder anderen Geräten. Das war nicht immer so.

Ebenso bekommt man durch Kettlebells aufgrund ihrer speziellen Form bei den meisten Übungen eine gute Rückmeldung über die Qualität der Bewegungsausführung. Zu diesem Thema kommt Ende des Jahres ein eigener Artikel heraus.

Technisch anspruchsvolle Ganzkörperübungen lassen sich durch Kettlebells relativ schnell erlernen. Daher verbessern sich das Körpergefühl und die Bewegungsfähigkeit bereits nach einem Einsteigerseminar sicht- und spürbar, was sich anschließend direkt auf Bewegungen im Alltag, Sport und im eigenen Training übertragen lässt.

Dennoch sind Kettlebells nur ein Mittel zum Zweck und natürlich kein „ultimatives Allzweckgerät“. Viele Wege führen nach Rom und zur Fitness und natürlich hat auch das Training mit Kettlebells seine Grenzen und Schwächen, die durch die Kombination mit anderen Methoden und „Trainingswerkzeugen“ überwunden werden können.

Je nach individueller Situation und den persönlichen Zielen können andere Methoden durchaus schneller zum Erfolg führen.

Ich verstehe auch nicht, warum viele Sportler immernoch darüber diskutieren, welche „Kettlebellmethode“ denn nun die bessere sei, ein (modifizierter) „Hard Style“ (teilweise auch als „Fitness-Variante“ bekannt) oder der „Soft Style“, auch „Girya Sport“ oder „Wettkampfvariante“ genannt.

Letzteres bereitet auf einen Sport vor, bei dem im Wettkampf drei Hauptdisziplinen abgefragt werden. Ersteres bietet universellere Anwendungsmöglichkeiten, z. B. auch in der orthopädischen Rehabilitation.

Schon im Kampfkunstbereich war die alte „Mein Karate ist besser als Dein Karate“-Diskussion müßig und häufig mehr von Stolz, Traditionen und politischen Hintergründen geprägt als von sachlichen Argumenten.

Zum Glück kam dann ein junger Mann namens Bruce Lee und hat sehr deutlich gemacht, das viele Stile und Systeme ihre Vorteile bieten und sich jeder das Beste für seine persönlichen Vorraussetzungen und Bedürfnisse heraussuchen sollte.

Der Riesenerfolg und das starke Anwachsen der MMA-Bewegung (MMA = Mixed Martial Arts) bestätigt seinen Ansatz. Mittlerweile bedienen sich die erfolgreichsten Kampfsysteme munter aus anderen Systemen, um das eigene kontinuierlich zu verbessern.

Bezogen auf Kettlebells gilt für mich das Gleiche. Will ich bei einem Kettlebell-Ausdauertest länger durchhalten, dann gehe ich mehr in den Softstyle über. Will ich hohe Körperspannungen erzeugen, schwere Gewichte bewältigen oder wesentlich mehr Explosivität bekommen, dann bediene ich mich eines modifizierten Hardstyles. Habe ich Anfänger oder Rehabilitationspatienten, dann ist ein modifizierter Hardstyle bei mir immer das Mittel der Wahl.

Trainiere ich nun andere und mich ausschließlich mit Kettlebells? Keinesfalls. Das Bodyweight Training bildet nach wie vor einen Schwerpunkt in meinem System. Hinzu gesellen sich Slingtrainer, Sandbags, Seile, Widerstandsbänder, Keulen und andere Dinge.

Wer mehr darüber erfahren möchte, wie es zu diesem häufig übertriebenen Hype der zweifelsfrei hilfreichen Kettlebellbewegung gekommen ist, dem kann ich den Insider-Artikel von Steve Maxwell empfehlen.

Steve ist einer der großen Kettlebell-Pioniere der Neuzeit und war maßgeblich an der Entwicklung der „RKC-Maschinerie“ (RKC = Russian Kettlebell Challenge) beteiligt, bis er sich nicht mehr damit identifizieren konnte.

Seine Insider-Geschichte kann für viele etwas Klarheit bringen und dabei helfen, ein realistischeres Bild von Kettlebells zu bekommen.

Hier geht es zum Artikel „The Curious Case of Girya Sport“ von Steve Maxwell.

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