Qualität vor Quantität im Training – der Gesundheit zu Liebe

Bereits in mehreren Artikeln habe ich darauf hingewiesen, dass eine saubere Bewegungsausführung beim Training nicht nur besser für die Gesundheit, sondern auch effektiver für steigende Trainingsleistungen ist, z. B. in den Artikeln Fehlendes Körpergefühl – eine neue Epidemie, Bewegungsfähigkeit und Technik sind das A und O oder Kraft demonstrieren vs. Kraft aufbauen.

 

Das klingt eigentlich logisch und nach gesundem Menschenverstand, doch da wir aufgrund der ganzen Sitzerei im Alltag zunehmend die Bewegungsfähigkeit und das Körpergefühl sowie das Gefühl für Bewegungen des eigenen Körpers verlieren, kann man es gar nicht oft genug betonen. Und die Praxis zeigt auch, dass dieser Punkt leider noch viel zu wenig beachtet wird.

 

In Seminaren, Workshops und Trainings für Laien, aber auch auf Trainerveranstaltungen (viele Trainer sitzen auch einen Großteil des Tages) kann ich regelmäßig beobachten, dass die grundlegende Bewegungsfähigkeit zunehmend verloren geht.

 

Erstaunlich viele Menschen haben koordinative Schwierigkeiten grundlegendste Bewegungsmuster, wie auf der Stelle marschieren oder Krabbeln auf allen Vieren, durchzuführen.

 

Auch Kinder fallen im Kindergarten, in der Grundschule und bei sportmotorischen und Leistungstests (laufen, springen, werfen) zunehmend dadurch auf, dass sie teilweise große Schwierigkeiten dabei haben, sich kontrolliert und koordiniert zu bewegen.

 

Das führt dazu, dass Klettergerüste auf Schulhöfen abgebaut werden oder Seile, Strickleitern und Stangen in den Schulsporthallen teilweise nicht mehr im Schulsport verwendet werden dürfen, damit sich die Kinder nicht verletzen. Dass diese Maßnahmen sicherlich dazu führen werden, dass sich mehr Kinder im Alltag verletzen, weil ihnen somit einige der letzten Bewegungsmöglichkeiten genommen werden, wird dabei anscheinend nicht bedacht.

 

Der positive "Trend" des "Functional Trainings" trägt u. a. dazu bei, dass wir wieder zurück zu grundlegenden Bewegungsmustern kommen und uns sicher und stabil in alle Richtungen und auf allen Bewegungsebenen bewegen können, gegebenenfalls auch unter Zusatzlast (Gewichte).

 

In den USA ist uns die Fitnessbranche etwa 5-10 Jahre in der Entwicklung voraus. Dort werden bereits an jeder Ecke "Bootcamps" angeboten, bei denen sich die Anbieter hinsichtlich der Teilnahmepreise und der inhaltlichen Qualität mehr und mehr unterbieten.

 

Auch in Deutschland entdecken immer mehr Anbieter wie Fitnessstudios, Fitness- oder Personal Trainer, dass ein Training mit teilweise altbekannten Ganzkörperübungen, ob mit oder ohne Zusatzgeräte, deutlich mehr Spaß macht als das dröge Gerätetraining.

 

Leider sehe ich hier häufig den Ansatz "Hauptsache neu, anders, cool und härter als das altbekannte Training – wir geben 30-60 Minuten lang einfach nur Gas", als dass Wert auf eine strukturierte Trainingsmethodik, Übungszusammenstellung oder Technikausführung gelegt wird. Geringere Trainingsfortschritte, Überlastungen und Verletzungen sind eine logische Folge.

 

Beim Functional Training Summit in München, der größten und wohl besten Fortbildungsveranstaltung für Trainer, Sport- und Physiotherapeuten, stelle ich jedes Jahr fest, dass viele Teilnehmer, die ja eigentlich vom Fach sind, beim eigenen Training ignorieren, was sie in den ganzen Vorträgen, Workshops und Diskussionen vorgetragen bekommen:

 

Die Bewegungsausführuung (Technik) der Übungen ist aus gesundheitlicher Sicht wesentlich wichtiger als die Anzahl der Wiederholungen, das Gewicht oder der Grad der beim Training erreichten Anstrengung.

 

Leistungssport ist eine andere Sache, denn da werden einseitige Belastungen, Überlastungen, Verletzungen und eventuelle Sportinvalidität klar in Kauf genommen, um zu mehr oder weniger großem Ruhm zu kommen.

 

Der diesjährige Functional Training Summit stand auch noch unter dem Motto "Jeder Coach kann dich ermüden ("platt machen"), aber nur die besten können deine Bewegungs- und Leistungsfähigkeit verbessern". Beim Zirkeltraining vor Ort bekommt man dann jedoch schnell den Anschein, dass dieses Motto nicht verstanden wird, denn da machen sich viele Teilnehmer mit teilweise gruseliger Technikausführung einfach nur platt.

 

Da kann man nur hoffen, dass sie das bei den Klienten und Patienten anders machen.

 

Das folgende Video ist zwar eine leicht übertriebene Parodie, beinhaltet aber wie jede Parodie erstaunlich viel Wahrheit. Ähnliche Übungsausführungen habe ich tatsächlich leider schon häufig in Natura oder auf diversen Youtube-Videos gesehen – und zwar nicht selten.
 

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Wenn Sie oder Ihre Patienten und Klienten gesund bleiben wollen, dann ignorieren Sie einfach, was Ihre Trainingspartner oder viele Menschen in den Youtube-Videos machen, vergleichen Sie sich nicht mit anderen und achten Sie mehr auf eine saubere Bewegungsausführung als auf Wiederholungszahlen oder die Höhe des verwendeten Gewichts.

Auch ein technisch sauber durchgeführtes Training kann sehr anstrengend sein, ist letztendlich sogar effektiver und beinhaltet ein weitaus geringeres Verletzungsrisiko.

Und Freunden von schweren Gewichten sei gesagt, dass Kraft vor allem eine Fähigkeit ist – die Fähigkeit einer hohen Intra- und Intermuskulären Koordination (= das verbesserte Zusammenwirken der Muskeln untereinander sowie der Muskelfasern innerhalb eines Muskels), womit auch die Technik einhergeht. Kraft muss nicht unbedingt mit dicken Muskeln einhergehen.

Je mehr Muskelfasern Sie innerhalb eines Muskels anspannen können und je besser Ihre Muskeln untereinander im koordinierten Zusammenspiel arbeiten, desto mehr Kraft können Sie entfalten.

Je besser Ihre Bewegungsausführung (Technik) ist, desto mehr Gewicht können Sie heben. Je mehr Gewicht Sie heben können, desto stärker werden Sie. Je stärker Sie werden, desto mehr Gewicht können Sie heben. Bei gleichzeitigem Techniktraining ergänzen sich diese Punkte also.

Ein gutes Beispiel ist die Übung Turkish Get-up. Mit guter Technik und einer guten Fähigkeit, den Körper anzuspannen, können Männer hier gut die Hälfte und auch drei Viertel oder mehr ihres eigenen Körpergewichts anheben. Bei Frauen sind ein Drittel, die Hälfte oder auch mehr des eigenen Körpergewichts möglich. Dafür müssen Sie keine dicken Muskeln haben.

In meinen Produkten (Bücher, Videos, DVDs) finden Sie detaillierte Beschreibungen für eine Vielzahl an Übungen.

In unseren Seminaren, die wir in Deutschland, Österreich und der Schweiz anbieten, lernen Sie sehr detailliert saubere Bewegungen, Techniken, Methoden und Prinzipien, die Sie dann auch im Alltag und auf sämtliche andere Trainingsmethoden übertragen könnnen. Dort werden Sie natürlich auch individuell korrigiert.

Unsere Kettlebell-Instruktoren haben eine sehr ausführliche Technikschulung durchlaufen und anspruchsvolle Prüfungen absolviert, u. a. auch die oben genannten Turkish Get-up-Zahlen. Sie wissen also wovon sie sprechen.

Zu den Terminen und unseren Fortbildungsstützpunkten kommen Sie hier.

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