Training mittels Elektrostimulation

Immer wieder werde ich gefragt, was ich von der Trainingsmethode XY halte. Eine davon ist die Elektrostimulation. Bei dieser Trainingsform werden Elektroden auf diverse Muskeln geklebt oder in der modernen Variante eine spezielle Weste bzw. Kleidung angezogen, in die die Elektroden schon eingearbeitet sind.

Bei den meisten Fragen ist meine Antwort gleich: Jede Form der Bewegung ist besser als keine, so dramatisch sind die Folgen von Bewegungsmangel auf den menschlichen Körper. Unabhängig von der Effektivität der Methoden, z. B. bezogen auf Kraftsteigerungen, gebe ich hier lediglich meine persönliche Meinung wieder.

Ich bin kein Freund von großem technischen und meist teurem Schnickschnack im Training. Das Hauptproblem der meisten Menschen, dass ich bei meiner tagtäglichen Arbeit sehe, ist die Unfähigkeit, den eigenen Körper im Raum zu bewegen und zu beherrschen.

Durch die ganze Sitzerei im Alltag haben viele verlernt, sich aktiv selbst zu stabilisieren und auch die Beweglichkeit geht stark verloren. Um dieses Problem zu beheben, helfen Muskelstimulationsgeräte und auch reguläre Trainingsmaschinen (die Haupttrainingsmethode der meisten Fitnessstudios) nicht. Ersteres hilft aber das Bedürfnis nach einer „Sporttablette“ zu füttern – einfach einwerfen und weiterhin faul bleiben und unreflektiert essen. Ja, ich weiß, dass man bei der Elektromethode nicht nur rumsteht oder sitzt, sondern teilweise dabei noch Übungen macht.

Natürlich werden die Muskeln an Geräten und durch die Elektrostimulation intensiv belastet und auch ich hatte nach meiner ersten „Bodytec“-Einheit einen ordentlichen Muskelkater. Aber brauchen wir so etwas wirklich? Nein. Ich ziehe Methoden vor, die günstig sind, in der Anwendung unkompliziert und nahezu überall durchgeführt werden können.

In der Rehabilitation und im Hochleistungssport kann die Elektrostimulation gerne ergänzend eingesetzt werden, aber ich werde es nicht verwenden. Neu ist es auch nicht, da u. a. schon Bruce Lee damit experimentiert hat und der ist 1973 gestorben.

Was der moderne Mensch von heute benötigt, ist das Wiedererlernen natürlicher Bewegungsmuster, die wir als Kinder noch konnten. Hierzu zählen u. a. Laufen, Klettern, Springen, Krabbeln, Kniebeugen, Kreuzheben, das bewusste Bewegen der Wirbelsäule und des Beckens sowie die aktive Stabilisation der Schulterblätter und Lendenwirbelsäule in der Bewegung.

Turnen, Leichtathletik, Klettern und diverse Kampfkünste sind hier sehr zu empfehlen! Natürlich auch andere Methoden wie z. B. Bodyweight Training und das Training mit Slingtrainern, Kettlebells, Freihanteln, Sandsäcken u. teilweise auch an Seilzügen.

Wenn wir den ganzen Tag über sitzen, sollten wir nicht auch noch in der Trainingszeit an Geräten sitzen, sondern uns möglichst vielfältig frei bewegen. Ein großes Problem im Fitnesstrainingsbereich ist, dass versucht wird, Bewegungseinschränkungen oder Schmerzzustände zu korrigieren oder zu kompensieren, indem Kraft einfach unreflektiert obendrauf gesetzt wird. Das kann ein bestehendes Problem aber noch weiter verschlimmern.

An erster Stelle sollte das (Wieder-) Erlernen grundlegender Bewegungsmuster stehen. Aus diesem Grund fängt keiner meiner Klienten ein Training an, ohne dass ich ihn vorher durch ein funktionelles Bewegungsscreening analysiert habe, um die individuellen Schwachstellen in der Bewegung herauszufinden. Sei es eine Instabilität oder eine eingeschränkte Beweglichkeit in einem oder mehreren Gelenken. Anschließend werden spezielle Korrekturübungen erarbeitet, die ein anständiges und sicheres Training erst ermöglichen.

Im nächsten Schritt werden grundlegende Übungen und Bewegungen mit dem eigenen Körpergewicht oder Teilen davon durchgeführt, bis diese sicher beherrscht werden. Das ist ein sehr sicherer Weg und die Ergebnisse sind nicht selten verblüffend, vor allem in den ersten Wochen.

Mehr zu diesem Thema gibt es in nachfolgenden Artikeln.

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