Wie man dick, krank und unglücklich wird (eine Anleitung)

„Sie wollen Körperfett ansammeln, bis Ihre Kleidung kneift und es Ihnen unangenehm wird, sich länger als zwei Minuten von allen Seiten nackt in einem Ganzkörperspiegel zu betrachten?“

„Sie wollen energielos, häufig erkältet und kurzatmig beim Treppensteigen sein, regelmäßig Kopfschmerzen bekommen, Rückenschmerzen und Nackenverspannungen haben, „zwickende“ oder schmerzende Gelenke, Wasseransammlungen in einigen Körperbereichen, matte, unreine oder unebene Haut und evtl. noch Medikamente gegen diverse Krankheitssymptome (z. B. Bluthochdruck, Diabetes, Osteoporose, Allergien) einnehmen?“

„Sie wollen zusätzlich unausgeglichen und mit sich selbst und/oder Ihrer Umwelt im Zwist sein?“

Dann lesen Sie weiter, denn endlich gibt es jetzt die lang erwartete Lösung für Ihre Ziele:

Das ultimative Erfolgssystem zum Dick-, Krank- und Unglücklichsein

Das Beste daran ist, dass diese Erfolgsmethode fast nichts kostet und sich ohne nennenswerten Aufwand praktisch und direkt auch in Ihrem Alltag umsetzen lässt.

Die sensationellen Ergebnisse von Millionen von erfolgreichen praktischen Anwendern weltweit kombiniert mit den wissenschaftlichen Ergebnissen aus über 50 Jahren intensiver Forschung können nicht lügen.

Einfacher geht es kaum, aber man muss wie bei so vielen bahnbrechenden Ideen erst einmal darauf kommen.

Das ultimative Erfolgssystem zum Dick-, Krank- und Unglücklichsein im Überblick:

Je mehr und je konsequenter Sie die folgenden Punkte im Alltag umsetzen, desto schneller gelangen Sie ans Ziel, da sich die Faktoren in ihren Effekten nicht addieren, sondern potenzieren! Großartig was?  (Die Reihenfolge ist übrigens eher zufällig gewählt.)

– Trinken Sie möglichst wenig reines Wasser. Setzen Sie stattdessen auf viel Kaffee, süße Softdrinks, Fruchtsäfte, Fruchtsaftschorlen, Fruchtnektar, Tee und Alkohol.

– Vermeiden Sie unraffiniertes (Meer-) Salz in der Nahrung, wann immer Sie können.

– Bewegen Sie sich so wenig wie möglich. Nehmen Sie sich Durchschnittsbeamte mit Schreibtischjob als Vorbild. Studien zeigen, dass diese nur noch auf eine tägliche Gehstrecke von 500 m kommen – wahre Meister auf diesem Gebiet.

– Vermeiden Sie Sonnenlicht und frische Luft, wann immer Sie können.

– Essen Sie häufig zucker- und stärkehaltige Produkte wie Süßigkeiten, Brot, Nudeln, Reis, Kartoffeln und diverse Mehlspeisen.

– Meiden Sie frisches Obst und Gemüse.

– Essen Sie möglichst wenig Eiweißprodukte.

– Essen Sie sich satt an Lebensmitteln, die viele Transfettsäuren enthalten (z. B. Fast-Food, Fertiggerichte, verschiedene Backwaren wie Zwieback, Cracker, Kuchen, Blätterteig, Pasteten, Kekse usw., Frühstücksflocken mit Fettzusatz, Pommes frites und andere frittierte Gerichte, Trockensuppen, diverse Süßwaren und Margarine).

– Ansonsten sollten Sie Fett möglichst meiden, vor allem Nüsse, diverse Öle (besonders Kokos-, Raps-, Oliven-, Walnuss-, Leinöl), Avocados und fetten Seefisch. Ausnahmen bilden Transfette, aber auch Sonnenblumenkern- und Diestelöl. Die sind reichlich zu konsumieren.

– Bauen Sie regelmäßig abgepackte Fertiggerichte in Ihre Ernährung ein, die auf der Inhaltsangabe Konservierungsstoffe, Farbstoffe, Aromen, Süßstoffe (v. a. Aspartam), Stabilisatoren, Geschmacksverstärker u. a. Zusätze auflisten (je mehr „E-Nummern“, desto besser). Kaufen Sie bloß keine frischen Lebensmittel (die sind oft teurer und wer weiß wer die schon alles angefasst hat).

– Falls Sie noch nicht rauchen, fangen Sie umgehend damit an. Alternativ können Sie intensiv passiv rauchen. Je näher Sie dem frisch aufsteigenden Zigarettenqualm kommen, desto effektiver.

– Auch andere Drogen oder diverse Medikamente bringen Sie Ihrem Ziel näher (hierzu gehören u. a. natürlich auch Alkohol, Kaffee, Kopfschmerz- und Schlaftabletten).

– Machen Sie häufig Diäten. Am besten wechseln Sie hierbei Ihre Strategie wöchentlich (Frauenzeitschriften helfen Ihnen dabei gerne weiter). Belohnen Sie sich nach jeder Diätphase mit einer mehrtägigen Schlemmerphase – Sie haben es sich jetzt schließlich verdient.

– Achten Sie darauf, insgesamt wenig zu schlafen und nehmen Sie sich unbedingt Probleme des Alltags mit ins Bett (gemeint ist hier nicht der Lebenspartner). Sehr hilfreich sind hierbei folgende Vorgehensweisen: Abends noch lange fernsehen, am Computer „rumdaddeln“, im Internet surfen, in Foren chatten oder an der Spielekonsole „zocken“. Von Vorteil ist es auch, die Einschlaf- und Weckzeiten häufig zu ändern.

– Meiden Sie soziale Kontakte oder zumindest solche, die von Angesicht zu Angesicht stattfinden. Onlinekontakte sind mehr als ausreichend.

– Humor ist nur etwas für Komiker, die den Ernst des Lebens noch nicht erkannt haben. Lachen Sie daher selten und schon gar nicht über sich selbst – das machen andere schon für Sie. Außerdem entstellt lachen nur das Gesicht und macht Falten.

– Sorgen Sie dafür, dass Sie möglichst wenig Zeit haben, um Ihre Gedanken frei schweifen lassen zu können. Wenn Ihr Gehirn vom Beruf oder Alltag abschaltet, kommen Sie nur auf dumme Ideen und Gedanken. Im Idealfall lassen Sie sich durch Stress und Sorgen von solchen Dingen und von Aktivitäten, die Ihnen früher immer Spaß gemacht haben, abhalten.

– Denken Sie grundsätzlich immer erst an alle anderen und wenn überhaupt, dann erst ganz zum Schluss an sich selbst. Sie sind schließlich ein guter Mensch und die Bedürfnisse der anderen sind wichtiger als Ihre eigenen. Ohne Sie könnte sich die Erde schließlich gar nicht von alleine drehen.

– Halten Sie sich möglichst an folgende Faustformel: Bei auftretenden Fehlern oder Problemen haben immer andere Schuld und nicht Sie selbst. Natürlich tragen Ihr Chef, Ihr Lebenspartner, der Job, die anderen, die Politik, die Krankenkasse, „das System“, der Nachbar, der Hund, die Kinder, Ihre Vergangenheit oder einfach Ihre aktuelle Lebenssituation die Schuld an der Misere. Lassen Sie sich bloß nichts anderes einreden!

– Wann immer in Ihnen der Gedanke aufkeimt, eine Sache anzugehen oder etwas ändern zu wollen, dann verschieben Sie es auf morgen, nächste Woche, Ihren nächsten Geburtstag oder auf das neue Jahr (letzteres scheint für die meisten Menschen am besten zu funktionieren). Heute sollten Sie sich noch mal ausruhen, denn das Leben ist anstrengend genug und man muss ja auch nichts überstürzen. Lieber noch mal drüber schlafen und abwarten, ob sich nicht auch von alleine etwas tut.

– Sollten Sie als Zwischenziel mal einen kleinen Infekt oder irgendwelche Schmerzen erreicht haben, dann nutzen Sie diese Gelegenheit und bringen Sie sich durch die sofortige Einnahme eines Antibiotikums und/oder eines Schmerzmittels dem großen Endziel ein gutes Stück näher. Leichte Erhöhungen der Körperkerntemperatur sind z. B. umgehend mit Paracetamol o. ä. zu bekämpfen. Bei Entzündungen ist Kortison das Mittel der Wahl.

In den USA wird dieses System schon fast perfekt vorgelebt, aber im deutschsprachigen Raum sind wir beinahe gleichauf.

Die folgenden Bilder zeigen die rapide wachsende Anhängerschar dieses Erfolgssystems in den USA anhand der Beispieldiagnose „Diabetes“ (also eines unserer großen Endziele). Während es 2004 diesbezüglich noch relativ dürftig aussah, hat die intensive Umsetzung des oben beschriebenen Wissens in der U.S.-Bevölkerung dazu geführt, dass schon drei Jahre später bereits 23,6 Mio. Menschen dieses Endziel erreichen konnten.

Zum Vergleich: In Deutschland waren es 2007 immerhin schon knapp 7,3 Mio. Menschen. Wenn man jedoch bedenkt, dass 95 Prozent derjenigen mit einem Taillenumfang von 100 cm oder mehr bereits insulinresistent sind und somit das wichtige Zwischenziel „Vordiabetes“ schon erreicht haben (meist ohne es zu wissen), sind wir ebenfalls auf einem sehr guten Weg.

Machen Sie also mit, schließen Sie sich unserer Bewegung an und erzählen Sie möglichst vielen Menschen von der unglaublichen Effektivität des ultimativen Erfolgssystems zum Dick-, Krank- und Unglücklichsein!

Wenn es bei vielen Millionen anderen funktioniert, warum sollte es dann gerade bei Ihnen nicht klappen?

Wenn Sie hingegen andere Pläne haben oder gar auf die kuriose Idee kommen sollten, bis ins hohe Alter hinein gesund, schlank und glücklich sein zu wollen, dann müssen Sie sich über die Konsequenzen darüber im Klaren werden. Sie werden kaum noch gesellschaftsfähig sein, da sie von den vielen Millionen Anhängern des Systems als Außenseiter/in, Fanatiker/in oder Verrückte/r angesehen werden.

Kurzum: Sie passen einfach nicht mehr in die Gesellschaft, Punkt.

Falls Sie sich dennoch dafür entscheiden sollten gegen den Strom zu schwimmen (wie Sie wissen, schwimmen nur tote Fische mit der Strömung), dann drehen Sie das ultimative Erfolgssystem zum Dick-, Krank- und Unglücklichsein einfach um und wenden Sie inhaltlich immer genau das Gegeteil von dem an, was oben in den aufgezählten Punkten geschrieben steht.

Dies lässt sich ebenso unkompliziert in den Alltag integrieren wie das eigentliche System.

Das mit dem Diabetes (Typ 2) können Sie sich dann aber abschminken, denn mit mindestens 70-prozentiger Wahrscheinlichkeit werden Sie diesen nicht bekommen (Diabetesmedikamente schaffen übrigens maximal eine 50-prozentige Risikoreduktion).

Wohl bekommt`s! 🙂

P. S.: Nur zur Sicherheit: Das ist ein satirischer Text…

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