Die Hauptursachen für Krankheit – Teil 4 (Bewegungsmangel)

Der Körper ist von Natur aus auf Bewegung angewiesen. Früher mussten unsere Vorfahren einen Großteil des Tages mit der Nahrungssuche verbringen um nicht zu verhungern. Doch das hat sich dramatisch verändert.

Heute können wir vom Sofa aus einen Bestellservice anrufen, welcher das Essen bis an die Wohnungstür bringt. Mit einer netten Person im Haus könnten wir uns dann das Essen sogar noch von der Wohnungstür zum Sofa bringen lassen…

Unser Organismus spart Energie, wann immer er kann. Deshalb lässt er alle Funktionen und Strukturen verkümmern, die nicht regelmäßig genutzt werden. Dazu gehören z. B. sämtliche Gewebe wie Muskeln, Sehnen, Bänder, Knorpel, Faszien, Knochen oder Organfunktionen (z. B. Herz, Lunge, Leber, Gehirn).

Bis zum Beginn der industriellen Revolution waren die Menschen täglich durchschnittlich 10 bis 12 Stunden körperlich aktiv. Heute sind es nur noch 25 Minuten, also etwa 9,5 bis 11,5 Stunden weniger.

Wir sind heute also gezwungen körperliche Aktivität bewusst in unseren Alltag einzubauen (Eintrag in den Terminkalender!) oder sie durch gezieltes Training künstlich zu erschaffen. Sonst bekommen wir zunehmend körperliche Beschwerden und werden krank.

 

Die gravierenden Folgen der Trägheit

Jährlich sterben etwa zwei Millionen Menschen an den Folgen ihrer körperlichen Trägheit.

Die Deutschen gehören zu den schwersten und bewegungsfaulsten Menschen in Europa.

Von den lediglich 25 Prozent der Deutschen, die regelmäßig Sport treiben, erreichen 87 Prozent nicht das Maß an körperlicher Aktivität, das von den führenden Fachorganisationen empfohlen wird, um eine wünschenswerte Gesundheitsvorsorge zu gewährleisten.

Fast die Hälfte der Deutschen verzichtet ganz auf ein regelmäßiges körperliches Training.

Bewegungsmangel ist der Hauptrisikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen.

Er erhöht das Risiko für eine koronare Herzerkrankung (KHK) um bis zu 90 Prozent, wie eine Auswertung von 70 Studien durch Prof. Löllgen zeigte (2002/2003). Diese Risikoerhöhung war unabhängig von Begleitfaktoren wie z. B. Übergewicht, Rauchen oder Bluthochdruck festzustellen. Selbst wenn Sie also sonst keinen der bekannten Risikofaktoren haben, erhöht sich Ihr KHK-Risiko um bis zu 90 Prozent, wenn Sie sich nicht ausreichend bewegen.

Auch bei der Entstehung von Osteoporose, Stoffwechselerkrankungen (z. B. Typ-2-Diabetes), Rücken- und Gelenkbeschwerden (z. B. Arthrose) spielt Bewegungsmangel eine große Rolle.

Mit dem Bewegungsmangel schwindet unsere Muskulatur, was unter anderem auch den Testosteronspiegel sinken lässt. Ein Androgenmangel im Alter von unter 45 Jahren lässt das Alzheimerrisiko um den Faktor 80 steigen.

Wer nur dreimal pro Woche eine Stunde flott spazieren geht, hat im Alter deutlich mehr graue Hirnsubstanz und weniger Hirnatrophie.

Bei Depressionen gehören tägliche Spaziergänge von etwa 60 Minuten Dauer in der Natur mit dem Blick auf den Horizont gerichtet zu den besten Interventionen.

Im Bauch der Mutter ist Bewegung der einzige Reiz, der das Gehirn des Fötus wachsen lässt. Bewegung im Kindesalter kann hinsichtlich der körperlichen und geistigen Kindesentwicklung durch nichts ersetzt werden.

Eine Untersuchung an 45.000 deutschen Jugendlichen im Alter von durchschnittlich 15 Jahren hat gezeigt, dass der tägliche Medienkonsum (Computer, Fernseher) bei ca. 6,5 Stunden pro Tag liegt.

Der durchschnittliche Fernsehkonsum der deutschen Erwachsenen liegt bei 4 Stunden pro Tag.

43 Prozent der deutschen Schulkinder können keine tiefe Hockposition mehr mit den Fersen am Boden einnehmen.

Über 50 Prozent der deutschen Schulkinder können keine Rolle vorwärts mehr durchführen.

43 Prozent der deutschen Schulkinder kommen bei Rumpfbeugen nicht mehr mit den Fingern zum Boden.

80 Prozent der deutschen Schulkinder können nicht mehr rückwärts balancieren.

Die Schulsportleistungen deutscher Grundschüler gehen beim 50m-Lauf, beim Weitsprung und beim Weitwurf kontinuierlich deutlich zurück.

Dabei wird mindestens 23 Prozent der schulischen Leistung durch die körperliche Fitness bestimmt, wie Untersuchungen gezeigt haben.

Auch bis ins hohe Alter hinein entwickelt nichts das Gehirn so gut wie regelmäßige und vielfältige Bewegung. Da kann das Lösen von Kreuzworträtseln nicht ansatzweise mithalten.

Die Krankheitsstatistiken und Patientenzahlen diverser Erkrankungsbilder in Deutschland sind katastrophal. Das damit verbundene körperliche und seelische Leid ist groß, aber weitestgehend vermeidbar.

Mehr Bewegung allein kann sehr viel zur Vorbeugung und Therapie verschiedenster Krankheitsbilder beitragen und das allgemeine Wohlbefinden in der Bevölkerung deutlich erhöhen.

Richtig dosiertes, gezieltes körperliches Training kann noch bessere Ergebnisse in kürzerer Zeit und mit einem geringeren Zeitaufwand pro Trainingseinheit erzielen.

 

Körperliche Aktivität als effektives Medikament

Richtig dosiertes körperliches Training wirkt mindestens genauso gut wie eine Vielzahl von Medikamenten, nur dass es keine unerwünschten Nebenwirkungen hat und in der Regel weniger kostet.

Eine große Zwillingsstudie hat 2008 gezeigt, dass die körperlich aktivsten Zwillinge im Vergleich zu ihren faulen eineiigen Geschwistern eine um 10 Jahre höhere Lebenserwartung hatten, unabhängig von Begleitfaktoren wie Rauchen oder Übergewicht. Nur das höhere Ausmaß an körperlicher Aktivität hat dies bewirkt.

2007 hat eine Gruppe von über 65-Jährigen durch ein zweimaliges Krafttraining pro Woche nach nur sechs Monaten den genetischen Fingerabdruck verjüngt und den Alterungsprozess der Mitochondrien (Zellkraftwerke) rückgängig gemacht.

In einer Untersuchung der American Heart Association konnten fast 50 Prozent der Probanden nach nur vier Monaten Intervalltraining auf dem Radergometer (3 x 40 min/Woche, inkl. 10 min Warm-up und 5 min Cool-down) von der Diagnose „Metabolisches Syndrom“ (auch „das tödliche Quartett“ genannt) freigesprochen werden (Tjonna et al., 2008).

Die Lungenfunktion hat die höchste Vorhersagekraft bezüglich einer vorzeitigen Sterblichkeit und zwar unabhängig der Erkrankungsart. Dies zeigt u. a. die Framingham Studie, eine der wichtigsten Langzeituntersuchungen, die schon über 60 Jahre andauert und als die Geburtsstunde der Präventivmedizin gilt.

Wenn wir nichts tun, „schrumpfen“ unsere Lungen. Mit 50 Jahren hat man bereits 40 Prozent seiner Lungenfunktion verloren, mit 80 sind es über 60 Prozent. Klassisches, moderates Ausdauertraining bringt hier gar nichts, nur intensives Intervalltraining und Kraftausdauertraining verbessern unsere Lungenfunktion und halten uns jung, gesund und leistungsfähig. Das funktioniert auch noch rückwirkend.

Der Verlust des Lungenvolumens erhöht das Risiko für einen Hirninfarkt um über 30 Prozent und das eines tödlichen Hirninfarkts um 200 Prozent (Lee et al., 1995).

Je höher der individuelle Fitnessgrad ist, desto größer ist auch die gesundheitliche Prognose und desto geringer das Risiko vorzeitig zu versterben. Das gilt natürlich auch umgekehrt, wie mehrere Metastudien gezeigt haben.

 

Es führt kein Weg dran vorbei: Wir müssen uns mehr bewegen.

Jede Minute und jeder Schritt mehr pro Tag zählen. Wer schnellere und deutlichere Ergebnisse mit geringerem Zeitaufwand haben möchte, muss raus aus der Komfortzone und ein strukturiertes Training starten, wie es in diesem Blog in den Beiträgen der Kategorie „Training“ zu finden ist.

Dabei ist es möglich, jede Person dort abzuholen, wo sie gerade mit ihrem individuellen Fitness-Level steht.

Wenn Sie keinen guten Trainer in der Nähe kennen, könnten meine Produkte (Bücher, DVDs) oder unsere Seminare vielleicht interessant für Sie sein, denn da lernen Sie, wie Sie sich selbst helfen können.

Hier kommen Sie zu den anderen Teilen dieser Artikelserie:

Teil 1

Teil 2 (Gifte)

Teil 3 (Nährstoffmangel)

Teil 5 (Elektrosmog)

Teil 6 (mentaler/emotionaler Stress)